Ein Spaziergang durch Parma
Ursprünglich wollte ich gar nicht nach Parma, sondern nach Florenz. Doch die Übernachtungen waren in diesem Oktober unerschwinglich. Ein Blick auf die Karte und auf die Verbindung von Bologna nach Parma, festigten meine impulsive Entscheidung. Da ich ohnehin im Anschluss wieder über Mailand zurück nach Varese fahren musste, passte die Stadt von der Lage hervorragend. Ich habe aufgrund der kurzen Vorbereitung nichts geplant, sondern habe mich von Parma überraschen lassen.
Bürgersteige, endlich Bürgersteige
Meine Unterkunft, ein kleines Zimmer in einem Airbnb, lag ein Stück südlich der Innenstadt, unweit des Stadions neben dem Parco Giacomo Ferrari. Schon bei der Ankunft im herbstlichen Viertel bot sich mir ein ungewöhnliches Bild. Anders als in vielen Städten des Landes, bestanden die Straßen aus begehbaren Bürgersteigen, Fahrradwegen und waren von Baumreihen durchzogen.
Entlang einiger Alleen ging ich vom Bus zur Unterkunft, stellte meine Sachen ab und erkundete die Stadt. Der erste Eindruck hatte mich neugierig gemacht. Ich lief Richtung Norden in die Stadtmitte hinein, denn in italienischen Kleinstädten kann man auf diese Weise wenig falsch machen. Über die Touristenspots, obwohl wenige ausländische Touristen zu der Zeit in Parma waren, stolperte ich schnell. Besonders der strahlende Himmel war für das Treiben verantwortlich. Nach zwanzig Minuten stand ich auf der Piazza Guiseppe Garibaldi.



Eine angemessene Auszeit
Die Leute strömten über die Piazza, hinein in die Strada Luigi Carlo Farini, und suchten nach Restaurants für ihren Aperitivo, der oft nur in Form des Getränks, aber nicht mit den dazugehörigen Snacks beschrieben wird. Bei einem Espresso und etwas Gebäck sah ich ihnen zu.
Straßenverkäufer liefen mit blinkendem Plastik und falschen Rosen vorbei. Ältere Männer, offensichtlich Stammgäste der Bottiglieria Caffè San Pietro, ließen sich aus und grölten über den kleinen Außenbereich. Die Sonne stand weit über der Piazza und färbte die Fassaden in ein warmes Licht.
Ich beobachtete die Gebäude und Menschen, die hellgelben, sonnenuntergangsorangen und kaminroten Fassaden, die Familien und Paare. Die Zeit flog, ich genoß es. Die Tasse war schon lange leer und die Kellnerin blickte zu mir herüber, als würde sie mich mit ihrem Blick dazu auffordern wollen etwas zu bestellen oder zu gehen. Letztendlich tat ich ihr den Gefallen, ich ging. Mein Weg führte mich zum Parma, dem gleichnamigen Fluss. Dort, wo Google Maps mir den blauen Pinselstrich malte, lag nur ein trockenes Steinbett, eine traurige, kiesgraue Angelegenheit.



Petit Paris
Schweifende Strahlen der langsam untergehenden Sonne lagen über der Westseite der Ponte Verde. Ein großes Stahltor auf der anderen Brückenseite wies mich mit seinen offenen Toren dazu an, ihm näher zu kommen. Es schien die Sonne hinter sich zu verschlingen.
Eichen und Ulmen halfen ihm dabei und bildeten den Eingang zum Parco Durale, einem symmetrisch angelegten Park mit einer breiten Hauptstraße in der Mitte, die zu einem kleinen See führt. In der Mitte des Sees findet sich eine Insel. Auf ihr steht ein Denkmal, verzierten mit Wirbeln, Ornamenten und Figuren. Zwei Dutzend Enten schwammen im Wasser. Friedlich, als würden sie die fotografierenden Besucher genießen.
Gerade noch konnte ich das gelb mit der Kamera einfangen, bevor es zwischen den zwei Figuren, die auf dem Denkmal thronen, verschwand. Grund für die vielen Alleen, die symmetrischen Straßenzüge und das viele Grün, im Herbst eher Gold, ist die Herrschaft von Frankreich und die Maßnahmen, die unter dieser Herrschaft in der Stadt umgesetzt wurden. Der Fakt kam von meiner Gastgeberin. Im Internet habe ich ihn nirgends gefunden.



Rot und Weiß
Der abkühlende Herbstwind spülte mich in die Gassen zurück, dorthin, wo ich mir am Nachmittag meine Auszeit genommen habe.
In einer der Seitengassen, in der Via Giosuè Carducci, gab es noch einen Tisch in einer kleinen Weinbar. Matteo, ein Winzer aus Puglia servierte seine Weine. Heiter erzählte er dabei über seine Tropfen. Dazu gab es von ihm ausgewählte Kostbarkeiten, unter anderem Parmaschinken und Parmesan – die beide wirklich aus Parma beziehungsweise der Umgebung kommen.
Der Käse war der beste, den ich je gegessen habe. Der Schinken war ebenfalls hervorragend. Es war schon stockdunkel als ich entlang der Fassaden und Bäume zurücklief. Grau stülpte sich über Häuser und Natur, doch ich wusste genau, dass beides bei Licht wieder golden scheinen würde.