Als ich mich vor einigen Jahren an die Erstellung meiner Bachelorarbeit gemacht habe, hat mir mein Betreuer ein paar Bücher empfehlen, die man „gelesen haben sollte“, wenn man im Wirtschaftsbereich arbeitet.

Ich habe mir daraufhin Die 7 Wege zur Effektivität von Stephen R. Covey gekauft, bin aber nie dazu gekommen, es zu lesen. Durch irgendeinen Impuls habe ich es kürzlich aus dem Regal gezogen und nun endlich einmal gelesen.

Was ist überhaupt Effektivität?

Das ist eine gute Frage. Meistens hat man ein Grundverständnis von Effektivität, ich auch. Aber aus der Definition des Buches bin ich nicht wirklich schlau geworden.

Ich würde vermuten, dass Covey Folgendes mit Effektivität meint: Effektiv ist alles, was unseren Umgang mit uns selbst und den Umgang mit den Menschen um uns herum besser macht.

Wie wir nun mehr Effektivität erlangen können

Bei den 7 Wegen handelt es sich um Verhaltensformen gegenüber uns selbst und gegenüber anderen, die getreu dem Motto von innen nach außen zur Umsetzung angeregt werden. Der 1. bis 3. Weg bezieht sich auf das Innen, das Proaktiv-Sein, das Ende am Anfang im Sinn zu haben und das Wichtigste zuerst zu machen.

Im Weg 4. bis 6. geht es um den öffentlichen Erfolg, das Tragen der Prinzipien und Werte nach außen. Es geht um Gewinn/Gewinn denken, das aktive Zuhören und dem darauffolgenden Verstanden werden sowie um das Schaffen von Synergien.

Der 7. Weg legt sich in Coveys Grafik als Kreis um die anderen Wege und wurde von ihm als „Die Säge schärfen“ bezeichnet. In ihm beschreibt er, dass theoretisch jeder Weg ohne Berücksichtigung der anderen vorangetrieben werden kann. Sich mit einem Weg zu beschäftigen, stärkt die Bereitschaft sich auch auf die anderen Wege einzulassen.

Das mit den 7 Wegen klingt kompliziert? Zugegeben, die Ansätze in wenigen Absätzen zu beschreiben, kommt den 400 Seiten, die der Autor dafür genutzt hat, nicht einmal im Ansatz nahe.

Es muss nicht „besser, schneller, weiter“ sein

Die Ansätze sind sehr vielfältig und er schreibt selbst, dass es niemanden gibt (auch nicht er selbst), der die 7 Wege zur Effektivität perfekt umsetzt. Aber sich damit zu beschäftigen und an sich zu arbeiten, das können wir theoretisch alle. So zumindest Covey.

Ich bin der Überzeugung zwar auch, finde aber, dass man aufpassen muss. Effektivität klingt für mich immer nach besser, schneller, weiter. Das muss nicht unbedingt gut sein. Ich wünsche mir, dass vor allem die Menschlichkeit dabei nicht auf der Strecke bleibt.

Diese Gratwanderung zwischen typisch amerikanischer Ratgeberliteratur und gesunden menschlichen Ansätzen bekommt Covey in seinem Buch aber überraschenderweise über die meiste Zeit gut hin. Während er von Selbstorganisation schreibt und sogar Vorlagen für die Erstellung eines Wochenplans liefert, geht es um Skills wie das aktive Zuhören, welches der Ursprung dafür ist, bei jemand anderem die Bereitschaft zu wecken, selbst zuzuhören.

Vielleicht habe ich einfach nur ein Problem mit dem Begriff „Effektivität“.

Was ich aus dem Buch mitnehme

Im Moment des Lesens fragt man sich bei Sachbücher ja oft selbst, wie gut man die Dinge umsetzt, zu denen in den Bücher geraten wird. Genau so ist es bei den 7 Wegen auch. Oft kommt man zu dem Schluss, dass man die Dinge beachtlich gut umsetzt, ohne vorher zu wissen, dass jemand sie in dieser Formen niedergeschrieben hat. So war es bei mir auch, als ich das Buch gelesen habe.

Dennoch habe ich einige Aspekte für mich mitgenommen und das ist etwas, wofür dieses Buch gut ist. Es geht nicht darum, die Schritt-für-Schritt-Anleitung zu einem besseren Leben zu entdecken, sondern um einzelne Punkte, an den jeder von uns arbeiten kann. Ok, das klingt nach „Komm in die Gruppe“, aber du weißt, was ich meine.

Für mich macht genau das ein gelungenes Sachbuch aus. Covey hat in späteren Büchern weiter über die 7 Wege geschrieben, in einem einen achten hinzugefügt. Das macht mich neugierig. Doch vorher lese ich ein weiteres von der Liste, die mir mein Betreuer gegeben hat.

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