Ich schritt von einer der kleinen Nebengassen auf den großen Platz. Gerade hatte sich die Frühlingssonne über die Häuserreihen gehoben und erwärmte die Steine, die in den Boden eingelassen waren. Ich stand vor dem Mailänder Dom, diesem imposanten Gebäude. Der Marmor glänzte und die Kathedrale leuchtete zwischen den dunklen Bauten auf. Ich genoß den Anblick der Szenerie und ging ein paar Meter weiter. Vor einiger Zeit bin ich schon einmal hier gewesen, erinnerte ich mich. Damals war ich sogar im Dom und auf dem begehbaren Dach. Neben der Linie, die auf dem Boden des Doms eingelassen ist und den dort verlaufenden Meridian markiert, habe ich mir die Krypta angesehen. Ein so dominantes Bauwerk habe ich selten gesehen, weshalb es mir direkt durch den Kopf schießt, wenn ich an Mailand denke. Auch auf meiner letzten Reise hat es mich direkt wieder verzaubert.



Von Anfang an
Als ich im Januar nach Italien reiste, war Mailand nicht mein Hauptziel. Doch wir entschieden uns, mit dem Zug die einstündige Fahrt von Como anzutreten. Am Hauptbahnhof in Mailand angekommen, überkam mich das erste Mal das Staunen. Die meterhohen Decken und der massive Stein, zusammen mit den beeindruckenden Kronleuchtern in der Eingangshalle des Bahnhofs sind überwältigend schön! Um mich herum liefen Touristen, italienische Geschäftsmänner in feiner Kleidung und Familien. Es war viel los in den Hallen an diesem Vormittag. Der Platz vor dem Bahnhof hingegen war menschenleer. Die spätwinterliche Kälte lud nicht gerade zum verweilen ein. Und da es noch recht früh war, stand die Sonne noch hinter den hohen Häusern, die zwischen der Innenstadt und Milano Centrale stehen.
Entspannt schlenderten wir die breiten Straßen in Richtung des Doms entlang, wobei wir weiter die Menschen beobachteten. Autos hupten wild auf den sechsspurigen Straßen, Passanten sprangen vor ihnen zur Seite und Kinder rannten umher. Ein Restaurant löste das andere ab, während wir dem Dom immer näher kamen und sich schlussendlich das tolle Bild bot.
Anschließend trieb uns der Hunger zuerst in ein Lokal, in dem neben uns kleine Gruppen von Italienern und Italienerinnen ihr zweigängiges Mittagsmenü zu sich nahmen und dabei wild plauderten. Das Wetter war gut und die Stimmung ebenfalls. Das war in der gesamten Stadt zu spüren. Sicher, die Sonne tat einiges, aber die damit einhergehende Wärme war die Kirsche auf der Torte und deshalb entschieden wir uns dazu, nach unserem frühen Mittagessen einen Kaffeeplatz in der Sonne zu suchen.
Nach kurzer Recherche entschieden wir uns für das Café Gattullo, wo wir leider nicht in der Sonne sitzen konnten, denn diese war schon wieder weiter gewandert. Die Autos und Rollerfahrer zu beobachten war aber mindestens genau so unterhaltsam. Zudem hat sich der kurze Spaziergang schon alleine für den Kaffee und die Biscotti gelohnt.
Sicherlich lässt sich in Mailand viel mehr entdecken als das, was ich hier beschreibe. Was du aber nicht vergessen darfst, ist die Atmosphäre mitzunehmen. Gerüche, Geräusche und Menschen behältst du viel besser im Gedächtnis, also Sehenswürdigkeiten, die du dir ohnehin im Nachgang nur noch auf den Fotos in deinem iPhone anguckst. Ich spreche aus Erfahrung, denn wir haben uns an diesem Tag ein paar andere Kirchen und Plätze angeguckt, aus dem Gedächtnis könnte ich dir aber keine mehr nennen. An das, was ich dir hier erzähle, erinnere ich mich hingegen und muss nicht in meinem Handy nachgucken.
Ist es nicht das, was eine Reise ausmacht?


