Dieser Beitrag geht dem Beitrag zu Work&Travel voraus und ich möchte einfach meine Erfahrung teilen und damit jedem zeigen, dass ein Aufenthalt im Ausland sehr gut tut! Er ist gut für die Persönlichkeitsbildung, die Selbständigkeit als Vorbereitung auf ein eventuelles Studium und auch um neue Leute kennen zu lernen. Du machst Erfahrungen, die du in Deutschland niemals machen würdest und du hast überhaupt keine Verpflichtungen, weshalb du dich unglaublich frei fühlen wirst.
Die Ankunft
Anfang November 2014 bin ich über London nach Vancouver geflogen. Für mich ging es vormittags in Düsseldorf los. Durch die Zeitverschiebung, war ich dann nachmittags in Vancouver. Am Vancouver International Airport angekommen bin ich erstmal mein Visum organisieren gegangen. Dies ging eigentlich ziemlich schnell, da nicht viel los war und ich direkt dran kam. Von Vielen habe ich gehört, dass sie Probleme mit den Angestellten dort hatten, die schon sehr autoritär wirken. Die beste Lösung ist freundlich bleiben und die Anweisungen befolgen. Übrigens wurde ich nicht mal nach meinem Kontoauszug oder Ähnlichem gefragt. Die wollten einfach nur den „Letter“ sehen und haben mir dann das Visum ausgestellt.
Nach der Stunde am Flughafen (die sich viel kürzer angefühlt hat), bin ich zum Skytrain gegangen und mit diesem in die Stadt rein gefahren. An der „Waterfront Station“ bin ich dann ausgestiegen und die Treppen hoch gegangen. Dieser Moment, als ich vor Station stand und das erste Mal diese besondere nordamerikanische Bauweise mit den hohen Gebäuden in den geplanten Straßennetzen und den Canada Place gesehen habe, hat mir den Atem geraubt. Es goss zwar in Strömen und ich hatte mein komplettes Gepäck dabei, dennoch war ich so froh endlich hier zu sein, in dem Land von dem ich schon so viel gehört habe.
Die Granville Street ist noch viel länger, als sie auf der Karte aussah (von der Waterfront Station bis zur Granville Bridge knapp 2km). Das durfte ich dann auch im Regen zu spüren bekommen, als ich zum Samesun Hostel gelaufen bin. Als ich dann mein 6-Bett Zimmer bezogen hatte, bin ich noch schnell was im „The Famous Warehouse“ essen gegangen, wo ein Burger mit Beilage nur 5$ kostet. Danach habe ich mich dann direkt ins Bett gelegt, um mich von dem Reisestress zu erholen.
Der darauf folgende Tag begann für mich schon um kurz vor 5 Uhr, weil ich mega das Jetlag hatte. Ich habe mich dann etwas umgesehen und den Tim Hortons entdeckt, der sich noch als Retter in Not erweisen sollte. Ich bin die Granville Street ein Stück herunter gelaufen und bin dann zurück ins Hostel, wo ich noch ein Nickerchen, bis zum Beginn des Frühstücks, gemacht habe. Das Frühstück im Samesun kann ich empfehlen, es war wirklich lecker und für jeden war etwas dabei.
Viel gelaufen, viel gesehen
Über die nächsten zehn Tage gibt es nicht viel Spannendes zu berichten, ich habe nette Leute kennengelernt, bin mit denen ein wenig durch Vancouver gewandert und wir haben uns alle Touri-Spots angesehen. Dazu gehört Granville Island, Gastown, Chinatown, der Stanley Park und der Canada Place, den ich ja schon am Tag meiner Ankunft bei Nacht bewundern durfte.


In dieser Zeit habe ich mir auch noch gar keine Gedanken darüber gemacht, was ich überhaupt mal arbeiten möchte um meine Reise durch Kanada zu finanzieren. Langsam packte mich also das schlechte Gewissen und auch der Geldbeutel wurde enger. Mein Plan war es dann, in Vancouver zu bleiben und ein Apartment oder ein Zimmer zu mieten und direkt in Vancouver zu arbeiten (Das kam durch meine Neuankunft und die vermeintlich wichtige Nähe zum Airport mit dem Motto „Falls was ist kann ich schnell zurückfliegen.“. Eigentlich total dumm, aber so denkt man halt anfangs). Zufällig wurde mir dann, durch den Bekannten eines Freundes aus meinem Hostel, ein Zimmer angeboten und so sollte ich ein paar Tage später dann auf die West Georgia ziehen, wo ich hoch über der Straße im 30. Stock schlafen würde. Ich brauchte gar nicht lange zu überlegen, da das Zimmer etwas günstiger, als das Hostel war zog ich um. Ich zog aber mit dem Wissen ein, dass ich am Anfang des Dezembers 2014 wieder ausziehen musste. Das war für mich ok, denn immerhin konnte ich als „schlauer“ Backpacker ein wenig Geld sparen. Doch schnell ist mir so ganz alleine und ohne den Trubel im Hostel langweilig geworden. Deshalb habe ich mich sehr intensiv nach Jobs umgeguckt, ich hatte ja den ganzen Tag Zeit.


Weihnachtsfeeling in Vancouver
Ende November gingen die Vorbereitungen für den deutsch-kanadischen Weihnachtsmarkt los und ich hörte von einem Freund, dass es viele Stände gibt die noch Personal suchen und gut zahlen. Also recherchierte ich im Internet und stieß auf das Schnitzelhaus, was mich sehr interessiert hat. Mein erster Gedanke war, dass es in Nordamerika, dem Kontinent der Burger mit ihrem Weißbrot und dem künstlichen Käse, gar kein gutes Schnitzel geben kann, doch ich sollte mich noch stark wundern.
Ich rief also bei dem Schnitzelhaus an und wurde dazu eingeladen mich vorzustellen. Von dort an ging alles sehr schnell und ich habe direkt angefangen zu arbeiten. Die Arbeit war einfach und hat Spaß gemacht, wir haben alles rund ums Schnitzel gemacht und die Kunden waren gut gelaunt. Die Atmosphäre war wie auf einem richtigen deutschen Weihnachtsmarkt.


Auf einmal hatte ich viel zu viele Möglichkeiten
Da ich mich während meiner Langeweile auf so viele Jobs beworben habe, kam noch eine sehr verführerische Antwort aus dem Sparkling Hill Resort, das Dishwasher suchte und sogar eine günstige Unterkunft anbot. Der Chef dort sagte mir, dass ich sofort anfangen könne, wenn ich wolle. Ich überlegte wieder nicht lange (diese Entscheidungen trifft man in solchen Situationen viel einfacher, als wenn man hier in Deutschland wäre) und nahm das Angebot an. Somit war meine Zeit auf dem Vancouver Christmas Market schnell vorbei und ich sammelte meine Sachen zusammen um eine fünfstündige Busfahrt nach Vernon anzutreten. Natürlich habe ich meinem Chef, der eine lange Zeit in Deutschland gelebt hat und deshalb gut deutsch spricht, erklärt, was ich denke. Er hat meine Entscheidung vollkommen verstanden und mich „ziehen lassen“. So ging es mit dem Greyhound also Richtung Osten.
Raus aus Vancouver und ab in den Schnee
Die Fahrt nach Vernon dauert ungefähr fünf Stunden, doch sie ist ganz anders als eine Busreise in Deutschland, ziemlich cool, weil man das Land noch nicht kennt. Ich war so beeindruckt von der Landschaft, den Bergen und den Seen, dass die Fahrt sich sehr kurz anfühlte.
In Vernon angekommen wurde ich von einem Mitarbeiter des Hotels abgeholt und mit ihm bin ich dann ins Hotel gefahren. Anschließend habe ich ungefähr drei Monate im Sparkling Hill gearbeitet. Die Arbeit war einfach, die Atmosphäre gut und die Unterkunft günstig. Die Voraussetzungen fürs Sparen war gut und deshalb tat ich dies. Das Hotel hatte zu der Zeit einen deutschen Küchenchef, der viele deutsche Backpacker einstellte, weshalb es dort einen kleinen Kreis von Deutschen gab, mit denen ich teilweise immer noch befreundet bin.
Ende Februar war es dann Zeit das Hotel zu verlassen und weiter zu reisen. Mit zwei Kumpels, die ich dort kennengelernt habe, wollte ich in die USA fliegen und dort Urlaub machen. Da wir uns nicht entscheiden konnten, wohin die Reise gehen sollte und wir auf eine Überweisung aus Deutschland gewartet haben, haben wir die Flüge erst zwei Tage vor Reisebeginn gebucht. Das Ziel hieß letztendlich Honolulu, Hawaii. Im Endeffekt war es auch die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können. Hawaii ist von Deutschland so schlecht zu erreichen (man reist mindestens 24 Stunden mit zwei Zwischenstopps) und wir haben trotz der kurzfristigen Buchung noch recht günstige Flüge bekommen.


Nun sind wir also über den halben Pazifik geflogen, haben einen Zwischenstopp in Los Angeles gemacht und waren auf Hawaii. Wir haben uns dort ein Hostel im Stadtteil Waikiki gebucht, welches nur eine Straße vom berühmten Waikiki Beach entfernt lag. Der Strand ist allerdings nicht so toll, wie er immer beschrieben wird. Der Strand ist zwar schön, das Wasser warm und die Sonne hat an dem Tag unserer Ankunft geschienen, aber es war viel zu touristisch. Direkt hinter dem Strand liegt dann auch schon eine der Haupteinkaufsstraßen von Honolulu und viele Hotels, weshalb dort immer was los ist.
In Honolulu haben wir drei Tage verbracht, an denen wir eine Fahrradtour gemacht und das Denkmal von Pearl Harbour besucht haben. Viel mehr konnten wir leider nicht machen, weil es zwei Tage nur geregnet hat. Dann ging es für eine Woche nach Big Island, wo das Wetter ebenfalls nicht gut sein sollte. In Hilo angekommen haben wir uns ein Auto gemietet und sind gen Süden gefahren um uns den Volcano National Park anzugucken. Der Vulkan war sehr beeindruckend und es ist cool mal einen Krater gesehen zu haben, trotzdem hätte man auch andere Sachen machen können, wenn das Wetter nur besser gewesen wäre. Anschließend sind wir weiter nach Kona, wo wir ein Hostel gesucht haben… Leider war die Suche erfolglos und wir haben zu dritt im Auto geschlafen. Einerseits war es sehr lustig, aber andererseits hätte es nicht sein müssen, bei der Hitze und direkt neben einem Treffen von Autofanatikern auf einem Parkplatz (War auf jeden Fall ne Erfahrung und heute lacht man über diese chaotische Nacht).
Der nächste Tag führte uns, aufgrund des Wetters, zurück nach Hilo, wo wir noch eine Nacht verbrachten bevor wir den Flug nach Kahului, Maui buchten.
Kahului war eigentlich am schönsten. Ein Kumpel ist zurück nach Vancouver geflogen, weil es von dort aus für ihn zurück nach Deutschland ging, und wir haben einen Kumpel aus dem Hotel wieder getroffen. Also haben wir praktisch einen Freund „getauscht“. Doch direkt am zweiten Tag sind wir dann krank geworden, was wahrscheinlich an dem Regen auf Big Island gelegen hat. So haben wir die meiste Zeit im Bett verbracht und haben nicht das gemacht, was wir uns eigentlich vorgenommen haben. Wir wollten nämlich Tauchen, Schwimmen und Wale beobachten. Letzteres haben wir uns trotz Krankheit auch nicht nehmen lassen und sind in den Westen der Insel, nach Lahaina, gefahren. Lahaina kann ich wirklich nur empfehlen, man kann dort alles machen, was mit dem Meer zu tun hat und abends gibt es dort viele gute Restaurants (sogar ein Hard Rock Cafe) in denen man essen und den Sonnenuntergang beobachten kann.
Nach zwei Wochen Hawaii ging es für uns dann wieder zurück nach Kanada, wo wir mit einem anderen Work&Traveller einen Roadtrip durch die Rocky Mountains machen wollten. Wir haben ihn dann auch in Kelowna getroffen und sind über Revelstoke, Golden, Field (über das wir uns immer lustig gemacht haben, weil es so winzig ist), Lake Louise, Banff und Canmore bis nach Calgary gefahren. Dort fanden 1988 die Olympischen Spiele statt und Calgary ist mit knapp über 1 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt Kanadas. Uns hat Calgary gar nicht gefallen, die Stadt ist sehr grau und kalt. Deshalb sind wir eine Nacht später wieder zurück nach Banff, wo wir ein schönes Motel gefunden haben, in dem wir einige Nächte verbrachten.
Dann wurde langsam unser Reisebudget knapp und wir mussten uns wieder einen Job suchen. Wir haben uns dann dazu entschieden erstmal zurück nach Kelowna, nahe Vernon, zu fahren und uns dort mit einem Kumpel zu treffen, der immer noch im Hotel gearbeitet hat. Nach dem Treffen haben wir uns dann dazu entschlossen wieder ins Hotel zu gehen, die Zeit dort war cool und auch die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung waren nicht schlecht. Die letzten zwei Monate habe ich also dann wieder im Sparkling Hill Resort gearbeitet, wo der Tag nach der Arbeit von Cappuccino trinken und shoppen gehen geprägt war.
Das Leben in Kanada war einfach und hat Spaß gemacht. Ich habe tolle Leute kennengelernt und viel gesehen. Zudem ist man, so wie ich es gemacht habe, mal auf sich selbst gestellt und lernt mit Geld, selbst verdientem Geld, umzugehen. So ein Vollzeitjob mit 40 Stunden in der Woche ist schon etwas anders, als zur Schule zu gehen. Anfangs ist man abends richtig müde und hat zu nichts mehr Lust. Im Laufe der Zeit gewöhnt man sich aber dran und ich fand es am Ende sogar gut zu wissen, dass alles was ich mir leiste, von meinem selbst verdienten Geld bezahlt wird. Auch an dieser Stelle möchte ich nochmal dazu auffordern ins Ausland zu gehen, wenn du das Abi gemacht hast!
7 Gedanken zu “Work&Travel: Meine Zeit in Kanada”